Tourtagebuch

Babenhausen-Sickenhofen

Zum elften Mal veranstalten die evangelischen Kirchengemeinden Babenhausen und Harreshausen ein Kirchenkabarett-Festival und zum elften Mal sind wir dabei. Kein Wunder: Wir haben es mit erfunden. Damals in den 90er Jahren, als Russland noch friedlich und die Eintracht schon mal zweitklassig war und Doris noch gelebt hat, für die das Festival immer eine Herzensangelegenheit gewesen ist. Es war bitter, sie nicht unter all den anderen Mitarbeitenden in ihrem T-Shirt herumwuseln zu sehen. Es war aber auch schön, weil das Leben nun mal ganz einfach weiter geht und das Festival wieder statt gefunden hat und wir sie ja auch nicht vergessen. Ganz bestimmt hat sie von da oben zugeguckt und vielleicht ein bisschen gelitten, dass die Besucherzahlen im Vergleich zur Vor-Coronazeit so stark zurück gegangen sind. Aber dafür können die Veranstaltenden nichts. Das ist zur Zeit Mode: Nicht zu Veranstaltungen zu gehen. Viele Kulturanbieter spüren das schmerzlich, machen aber weiter und hoffen auf bessere Zeiten. So auch das tapfere Team im Babenhäuser Stadtteil Sickenhofen. Die Kernstädter lästern gern schon mal über die Nachbarn aus „Klemmbach“, haben aber nur eine brandschutzmässig marode Stadthalle, mit der man zur Zeit nichts anfangen kann, während die Dörfler eine Halle haben in der man uns hat spielen lassen. So war es mal wieder ein Heimspiel nach einer mehrwöchigen Pause (weil: Südtirol und Portugal) und es hat ganz ordentlich gekracht. Die Leute waren gut drauf und wir beide auch und so wurde es mal wieder ein recht schöner Abend. In der Zugabe konnte ich mich bei meiner Ex-Konfirmandin Kerstin Borchert, geb. Sauer für die Unbill entschuldigen, die ich ihr vor langen Jahren zugefügt habe weil ich sie im Gottesdienst fälschlicherweise beschuldigt hatte, sich so lässig in die Kirchenbank gefläzt zu haben, dass ihre Schuhe die Polster der Kirchenbank berührt hätten. Das war Quatsch. Es lang an ihrer Jacke und meinen schlechten Augen. Sie hat damals tapfer standgehalten und auch kein Trauma davon bekommen. Ich war aber echt froh, mich vor der versammelten Gemeinde für mein blödes Verhalten entschuldigen zu können. Kerstin hat mir verziehen und jetzt ist alles wieder gut.

So ein Festival ist schon eine prima Sache.